Räume und Gefühle

14. 6. – 31. 8. 2025

Der öffentliche Raum von Litomyšl wird duch die traditionellen Open-Air-Ausstellung gestaltet, die von der Stadtgalerie organisiert wird. Fünf Kurator:innen – Ondřej Horák, Rostislav Koryčánek, Marcela Strakova, Žaneta Richterová a Tee Zahova arbeitete mit ausgewählten Künstler:innen zusammen, um die besonderen Qualitäten der ausgewählten städtischen Orte in Übereinstimmung mit ihrer einzigartigen Erinnerung und Geschichte durch ortsspezifische Installationen und Performances hervorzuheben. Die Interpretation des Festivalthemas “Leidenschaft” in den einzelnen kuratorischen Konzepten ist durch den gemeinsamen Wunsch verbunden, einen friedlichen Dialog mit einem bestimmten Ort zu führen und nicht auf konfliktträchtige Weise in seine Integrität einzugreifen. Das Projekt belebt den allgemeinen Diskurs über die Einbindung von Kunstwerken in den städtischen Außenbereich mit dem Schwerpunkt auf urbanen, ästhetischen und ethischen Aspekten.

Datum der Eröffnung:
14. 6. 2025 um 16.00 Uhr, Klostergärten (im Rahmen der Eröffnung der Festival Gardens, gefolgt von einer Führung)

WERKE AUSSTELLUNGEN RÄUME UND GEFÜHLE

Hynek Skoták
MDR, 2025

MDR ist ein Akronym für den Namen der einheimischen Magdalena Dobromila Rettigová. Gleichzeitig enthält es aber auch ein weiteres Anagramm, das nach Einbruch der Dunkelheit enthüllt werden wird. Der neue Ausstellungsraum in drei Schaufenstern befindet sich in Litomyšl in der M. D. Rettigová Straße und wird hier im Juni 2025 seine Ausstellungstätigkeit unter der Leitung der Städtischen Galerie aufnehmen. Das Pilotprojekt lenkt die Aufmerksamkeit der Passanten auf die neue Schaufenstergalerie mit einer minimalistischen Intervention, die auch in die Dunkelheit der friedlichen historischen Stadt leuchtet – ein Ort, an dem einst das Bistum residierte und an dem sich viele bedeutende Persönlichkeiten aufgehalten haben, darunter Božena Němcová, Alois Jirásek und Bedřich Smetana.

Die Lichtintervention des Bildhauers und Konzeptkünstlers Hynek Skoták mit dem Titel MDR ist eine Antwort auf die friedliche Natur der Stadt und die Überfüllung des städtischen Raums durch künstlerische Interventionen der vergangenen Jahre. Die rot beleuchteten Fenster wecken die Neugier und regen die Fantasie an, während sie nichts mehr über das Innere des dekorierten Hauses am Smetana-Platz verraten. č. p. 118. MDR arbeitet mit Licht auf eine sehr einfache Art und Weise, die Abgrenzung der Oberfläche wird von einer präzisen Verarbeitung eingerahmt. Der subversive Charakter der Installation lädt uns zu der Frage ein: Wird es ein neu eröffnetes Geschäft geben, das mit Vergnügen handelt? Aber MDR gibt keine klare Antwort und verändert seinen Charakter je nach Tageszeit, aber am hellsten leuchtet es nach Einbruch der Dunkelheit.
Kuratorin/ Marcela Straková
Standort/ Smetanovo nám. č. S. 118
GPS/ 49.871188N, 16.310987E

Christof Zwiener
Aus heiterem Himmel, 2025

In der Passage bei der Apotheke Na Špitálku atmet ein Werk des Berliner Künstlers Christof Zwiener leise vor sich hin. Out of the Blue ist eine fast unsichtbare Präsenz – eine Klanginstallation, deren Rhythmus dem menschlichen Atem ähnelt. Mit einem sanften Ein- und Ausatmen verwandelt sich der Raum in einen lebenden Organismus, der an der Grenze zwischen dem Hörbaren und dem Übersehenen existiert. Die Inspiration stammt aus einer unvollendeten Komposition von Vítězslava Kaprálová, deren kranke Lungen im übertragenen Sinne in eine Quelle des Lebens verwandelt werden. Klang, Luft, Erinnerung und Körper sind in dem Werk zu einer unterschwelligen Meditation über Verletzlichkeit und Unruhe verwoben. Was zunächst wie ein zufälliger Lärm erscheint, bringt allmählich Raum und Wahrnehmung in Bewegung – als ob die Stadt selbst für einen Moment den Atem angehalten hätte.
Kuratorin/ Žaneta Richterová
Standort / Apotheke Na Špitálku, Toulovcovo nám. 512 (Eingang zum Innenhof)
GPS / 49.871416N, 16.311394E

Jan Fabián
Naplavenina, 2025

Jan Fabián, ein Konzeptkünstler und Architekt, beschäftigt sich seit langem mit der Beziehung zwischen Materie, Raum und Sein. Seine Arbeit oszilliert zwischen freier Skulptur, ortsspezifischen Installationen und Architektur, wobei sie durch eine tiefe Sensibilität für die Umgebung und ihren inneren Kontext verbunden ist. Sein Ansatz spiegelt die Suche nach einer ephemeren Ordnung wider – eine Art subtiler Gruppierung von Formen, die nur dann zum Vorschein kommt, wenn wir bereit sind, tatsächlich hinzusehen.

Fabiáns Objekte und Installationen sind nicht nur physische Strukturen, sondern fungieren oft als Spiegel – sie zeigen uns nicht nur die Welt um uns herum, sondern auch uns selbst. In der Spannung zwischen dem Natürlichen und dem Menschlichen, dem Gefundenen und dem Gemachten entsteht ein Raum für Kontemplation: Was bedeutet es eigentlich, sich in einer Umgebung zu befinden, die wir ständig formen, die aber auch uns ständig formt?
Sie ist gekennzeichnet durch die Arbeit mit recycelten, temporären oder gefundenen Materialien – Holz, Gebäudereste, natürliche Elemente. Durch Upcycling verändert er nicht nur physische Substanzen, sondern auch die Art und Weise, wie er über Wert, Ästhetik und Dauer denkt.

Naplavenins Werk ist ein Beispiel für diesen poetischen und ökologischen Ansatz. Dieses ephemere Eiland – teilweise unter Wasser, teilweise sichtbar – ist eine Metapher für die verborgenen Schichten, die nur dann zum Vorschein kommen, wenn wir sie mit unserer Teilnahme betrachten. Es ist wie die Spiegelung des Selbst an der Oberfläche: zerbrechlich und flüchtig.
Fabiáns Arbeit steht somit nicht nur an der Grenze zwischen Kunst und Architektur, sondern berührt auch philosophische Fragen zu Präsenz, Koexistenz und Nachhaltigkeit. Er schafft einen Ort, der die Aufmerksamkeit nicht erzwingt, sondern sie belohnt – einen Ort, an dem die stille Ansammlung von Dingen und Formen zu einem Ereignis werden kann, das uns wieder in der Realität verankert.
Kuratorin / Tea Záchová
Ort / Fluss Loučná, Vodní valy Straße (bei Smetanas Fußgängerbrücke)
GPS / 49.870496N, 16.309530E

Kollektive Wäscherei und Eva Jiřička
Wäscherei Stein, 2025

Das Projekt Laundry Stone in Litomyšl ist ein künstlerisches und gesellschaftskritisches Projekt von Eva Jiřička und dem Kollektiv Prádelna. Darin arbeiten die Autoren mit einer mobilen Wäscherei (einem Autowagen) und einer Kunstinstallation, die das Thema der Nutzung des städtischen Raums eröffnen soll. Während die Zahl der Menschen in Wohnungsnot steigt, fehlt es an Lösungen. Stattdessen gibt es einen wachsenden Trend zu sogenannter feindlicher (oder asozialer) Architektur, die Menschen aus dem öffentlichen Raum verdrängt, anstatt ihnen zu helfen. Bänke mit Armlehnen, Spikes auf Fensterbänken, Steine in Unterführungen – das sind keine neutralen Elemente. Sie sind Werkzeuge der Ausgrenzung. Sie sagen uns, wen wir in der Stadt nicht sehen wollen.

Der öffentliche Raum ist in der Regel so gestaltet (z.B. durch Stadtmobiliar), dass er das Leben von Obdachlosen oder sozial schwachen Menschen erschwert und sie aus den Stadtzentren verdrängt. Die Installation der Künstler soll ein Symbol für Freundlichkeit, Teilen und Verbindung werden. Sie wird buchstäblich die Lebenserfahrung von Obdachlosen und normalen Bürgern verbinden. Sie wird zeigen, dass ihre gemeinsamen Ansprüche im öffentlichen Raum tatsächlich ein Grundbedürfnis von uns allen sind.

Bei der gemeinsamen Arbeit an dem Projekt stellen sich die Künstler die Frage: Wenn wir keine Obdachlosen in der Stadt sehen, bedeutet das, dass sie nicht hier sind? Bedeutet es, dass es sich um eine außergewöhnliche Stadt (wie Litomyšl) handelt, oder ist die Realität komplexer? Das Working Stone Projekt bietet die Gelegenheit, über diese Fragen nachzudenken, aber auch nach Antworten zu suchen.
Kurator / Ondřej Horák (Fuczik)
Standort / Ecke Vodní valy und Nerudova Straße, in der Nähe des Sokol Kinos
GPS / 49.868573N, 16.312394E

Tomáš Džadoň
Wandernde Traditionen

Tomáš Džadonas Karawane mit dem Titel Wandering Tradition offenbart die Schwachstellen unserer Freiheit und unseres Überschwangs, der uns zur Rolle des ewigen Nomaden prädestiniert. Die Befreiung und Loslösung von den Fesseln der Tradition und der Zwangsjacke der gesellschaftlichen Normen wirft uns in ein Vakuum und nach der anfänglichen Euphorie kommen die Albträume in Form von Identitätsverlust und Entfremdung. Sind wir dazu verdammt, ständig nach beruhigenden Heilmitteln für die Ängste zu suchen, die wir geschaffen haben? Immer höhere Dosen von verfolgten Erfahrungen und Leidenschaften, um unser einfaches, aber zwingendes Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu übertönen? Auf den ersten Blick könnten unser Bedürfnis nach maximaler Mobilität und unser Wunsch nach Beständigkeit und Verwurzelung durch eine Blockhütte auf Rädern verbunden werden. Tatsächlich ist dieses Objekt ein allegorisches Vehikel für unsere Ängste und eine Infragestellung der Idylle der ständigen Flexibilität. Werden wir von diesen Widersprüchen unterschiedslos geplagt, oder gibt es Orte wie Litomyšl, an denen unsere Schmerzen der globalisierten Obdachlosigkeit wie an einer Thermalquelle gelindert werden können?
Das Werk ist täglich von 14.00 bis 16.00 Uhr zu besichtigen.
Kurator / Rostislav Koryčánek

Standort des Werks Wandernde Traditionen:
14. – 29. 6. 2025 / Mariánská 443 / GPS: 49.872403N, 16.311215E

30. 6. – 7. 7. 2025 / Smetanovo nám. 42, Eingang zum Garten von der Vodní valy Straße / GPS: 49.871413N, 16.309570E

8. – 20. 7. 2025 / Hof der Höheren Berufsfachschule für Pädagogik und der Pädagogischen Mittelschule, Eingang von Smetanova nám. 21 / GPS: 49.872969N, 16.309297E

21. 7. – 4. 8. 2025 / Autocamp Primátor, Strakovská 1057 / GPS: 49.867924N, 16.322887E

5. – 24. 8. 2025 / Bernardka / GPS: 49.873476N, 16.307906E

25. – 31. 8. 2025 / Zdeněk Kopal Park / GPS: 49.8612564N, 16.3096694E